Impuls Oktober 2024

Quo Vadis? und Dankbarkeit !

Liebe Gemeindemitglieder,
am 20. Oktober aber möchte ich in St. Cyriakus eine Dankmesse feiern für all das, was ich in den vergangenen 30 Jahren als Priester tun und erfahren durfte. 

Als ich vor 36 Jahren mein Studium begann, hatte unser Bistum noch zwei Studienhäuser für Priesterkandidaten. Ich entschied mich für das in Frankfurt/Main. Dort wohnten und studierten 110 Priesterkandidaten aus den Bistümern Limburg, Hildesheim und Osnabrück/Hamburg.

Ich erinnere mich noch gut an einen der ersten Abende dort: Ein älterer Seminarist saß sehr ernst und bedrückt in der Runde von uns „Neuen“ und erzählte erschüttert, dass sein Pfarrer eine zweite Gemeinde übernehmen müsse! Der vielbeschworene Priestermangel, er war da! Ein Priester, zwei Gemeinden – wie sollte das gehen? Und ein wenig schaudernd malten wir uns die Zukunft aus, vielleicht würde es früher oder später auch jeden von uns treffen? Die Sache wurde ernst genommen, immerhin ging es um ein Priester-/Pfarrerbild, das ins Wanken geriet, und die Frage, ob man sich unter solch drohenden Vorzeichen überhaupt auf den Weg des Priesterwerdens machen sollte. Ich wollte.

Heute gibt es nur noch das Studienhaus in Frankfurt. Dort wurde das alte Seminargebäude mit seinen 110 Zimmern abgerissen, im Neubau gibt es jetzt 30 Zimmer, die Hälfte davon sind leer, obgleich die Priesterkandidaten nicht mehr aus nur 3, sondern aus mindestens 7 Bistümern kommen.

Vor 30 Jahren wurde ich am 10. Oktober zum Priester geweiht. Gott weiß, ich hatte eine andere Vorstellung wie mein Leben als Priester aussehen würde. Doch eine Gemeinde wie in meiner Kindheit (eine Gemeinde-ein Pfarrer), in der ich meine Berufung zum Priester erspürte, habe ich nirgends mehr erlebt. Seit vier Jahren bin ich nun als Propst in einem kleinen Team von pastoralen Mitarbeitern der leitende Pfarrer von 3 Pfarreien, mit 17 Kirchen hier im Eichsfeld. Die Pfarreien selbst sind auch schon das Ergebnis von mehr oder weniger gelungenen Fusionen aus vormals selbständigen Pfarreien. Auch abgesehen vom Offenbarwerden der Katastrophe des Missbrauchs von Priestern an Kindern und der damit verbundenen Krise des Priestertums in unserer Kirche, ist alles so anders gekommen, so weitaus anders als ich es mir damals im Studium hätte ausmalen wollen. Aber ob es richtig war, Priester zu werden, habe ich mich auch angesichts dessen nie gefragt.

Ich will und kann die Situation nicht schönreden: unsere Kirchen werden leerer; die Arbeitsbelastung für alle nimmt zu, manchmal ist es wirklicher Stress; das gesellschaftliche Interesse an den Antworten des christlichen Glaubens nimmt ab, eine ablehnende, manchmal fast feindselige Stimmung gegenüber der Kirche nimmt zu; aber ... ich erlebe auch viel Schönes: Ich erlebe ein unglaublich hohes Verantwortungsbewusstsein und Engagement von Ehrenamtlichen, die mit mir arbeiten. Ich erlebe konstruktives Ringen um neue Wege in meinen Gemeinden und die Suche nach ehrlichem Glauben. Ich habe Mitarbeiter, die Sorgen und Lasten mit mir tragen. Ich fühle mich willkommen in den Gemeinden und Kirchen, in denen ich Gottesdienste feiere. Ich selbst feiere die Gottesdienste gern, ich fühle mich durch sie getragen und bestärkt. Ich bin gerne hier.

Am 10. Oktober werde ich in Rom sein, dem Ort meiner Priesterweihe.
Am 20. Oktober aber möchte ich in St. Cyriakus eine Dankmesse feiern für all das, was ich in den vergangenen 30 Jahren als Priester tun und erfahren durfte.
Es würde mich freuen, wenn Sie sich diesem Dank anschließen mögen und lade herzlich ein zu Gottesdienst (10:30 Uhr) und anschließendem Empfang.

Ihr Propst T. Berkefeld

 

PS: Falls Sie mir eine kleine Freude bereiten möchten:
Ich würde mich wirklich sehr freuen, wenn der ein oder die andere einen kleinen Teller mit Fingerfood zum Empfang mitbringen würde.