Glocken der Basilika

Glockendarstellung im Glocken- und Musikfenster.

Luftbild der Basilika von Westen.

Die festlich geschmückte Dominica bei ihrem Aufzug in den Nordturm.

Glocken- und Musikfenster (19. Jahrhundert) im südlichen Westwerk.

Gloriosa während des Läutens.

Luftbild der Basilika von Nordwesten.

Glockendarstellungen im Glocken- und Musikfenster.

„Singet dem Herrn und lobet seinen Namen" - Inschrift aus Psalm 96 im Glocken- und Musikfenster.

Aufgang zur Glockenstube des Nordturmes.

Luftbild der Basilika von Osten.

Die Glocken der Basilika Sankt Cyriakus in Duderstadt

Die Basilika Sankt Cyriakus besitzt insgesamt neun Glocken. Davon hängen vier Läuteglocken im Südturm, zwei im Nordturm und eine im Chordachreiter sowie jeweils eine Uhrschlagglocke in den Spitzhelmen des Nord- und Südturmes.

Nachfolgend werden diese Glocken in Bild, Text und Ton vorgestellt. Darüber hinaus ist das sechsstimmige Hauptgeläut unter anderem in einer Videopräsentation sehr eindrucksvoll erlebbar.

© Steven Wucherpfennig

Das Geläut der Basilika

Die Gloriosa in der Glockenstube des Südturmes.

Schulterinschrift der Gloriosa.

Relief der Kreuzigungsgruppe.

Glockenkrone: Amerika, Europa, Asien (von links).

Glockenkrone: Europa, mit Buchinschrift "SOLUS CHRISTUS".

Glockenkrone: Amerika, mit Schildaufschrift "We shall overcome".

Glockenkrone: Australien.

Glockenkrone: Frau in Eichfelder Tracht. Die Tafel weist auf die Stifterin der Glocke hin.

Glockenkrone: Afrika.

Glockenkrone: Asien.

Rückansicht der Gloriosa mit dem Relief des Christus Salvator.

Relief des Christus Salvator.

Inschrift im Christus-Relief "SOLI DEO GLORIA".

Blick auf das Joch der Gloriosa.

Glocke 1 | Gloriosa (Christusglocke)

„DAMIT ALLE IM HIMMEL UND AUF ERDEN IHRE KNIE BEUGEN VOR DEM NAMEN JESU UND JEDER MUND BEKENNT: JESUS CHRISTUS IST DER HERR” — Aus der Inschrift

Schlagton (Nominal): as° -6
Gewicht: 5.686 kg
Durchmesser: 2.090 mm
Gussdatum: 26. August 2011
Glockenweihe: 2. Oktober 2011
Gießer: Glockengießerei Bachert, Karlsruhe
Material: Bronze
Aufhängungsort: Südturm
Konstruktion: Holzjoch mit Kopfholz (2011)
Funktion: Festtagsglocke

Gestaltung der Gloriosa

Beschreibung

Die Gestaltung der Gloriosa stammt von Dekan i. R. Dieter Eisenhardt aus Backnang. Sie ist umfangreicher als bei den Otto-Glocken und dennoch schlicht. Dominierend sind Texte aus der Heiligen Schrift. Die Inschrift der Gloriosa ist zweigeteilt auf der Schulter und über dem Wolm angebracht. Sie zitiert den sogenannten „Philipper-Hymnus”. Das obere Textband wird durch ein Jerusalemkreuz zusammengehalten, dessen vier umgebende Kreuze für die Leidensgemeinschaft der Kirche unter ihrem Herrn stehen. Das untere Textband wird vom Chi/Ro, dem Monogramm Christi, gefasst und zeigt die Verbundenheit mit dem Auferstandenen Christus. Die Textbänder sind umgeben von Halbkreisen, wie sie als Zierfüllungen auf vielen Duderstädter Fachwerkhäusern zu finden sind.

Die beiden Reliefs auf Vorder- und Rückseite zeigen die Niedrigkeit und Hoheit Jesu Christi gleichermaßen. Auf der Vorderseite der Glockenflanke ist ein Relief der Kreuzigungsgruppe aufgegossen. Hier wird Jesus von seiner Mutter Maria und Johannes flankiert. Maria steht stellvertretend für alle traurigen Menschen. Johannes weißt mit seiner Hand auf den, bei dem wir Trost erfahren: Christus. Der sterbende Christus weißt Maria und Johannes zueinander und stiftet somit die Gemeinschaft der Leidtragenden (vgl. Joh 19, 26-27). Auf der Rückseite befindet sich eine Darstellung des Christus Salvator, des Weltenrichters. Dieser thront auf dem Regenbogen und breitet segnend die Hände aus. Umgeben wird er von Engeln in einer Mandorla. 

Die sechs Henkel der Glockenkrone zeigen Repräsentanten der fünf Erdteile und stellen somit den Bezug zur universalen Kirche und das allumspannende Lob Gottes her. Der sechste Henkel zeigt eine Frau in Eichsfelder Tracht. Jede der Henkelfiguren hat dabei eine ganz eigene Aussage. Europa symbolisiert den Schatz des göttlichen Wortes, Amerika die Freude am Lied, Australien die Weitergabe des Evangeliums, Afrika die Ermutigung zum Teilen und Asien die Kraft des Gebetes. Die Frau in Eichsfelder Tracht verweist in ihrer Tafel auf die Stifterin der Glocke.

Inschrift auf der Schulter

(Jerusalemkreuz) "JESUS CHRISTUS WAR GOTT GLEICH, HIELT ABER NICHT DARAN FEST, WIE GOTT ZU SEIN, SONDERN WURDE DEN MENSCHEN GLEICH, SEIN LEBEN WAR DAS EINES MENSCHEN;"

Inschrift auf dem Wolm

(Christusmonogramm) "ER WAR GEHORSAM BIS ZUM TOD AM KREUZ, DARUM HAT GOTT IHN ÜBER ALLE ERHÖHT, DAMIT ALLE IM HIMMEL UND AUF ERDEN IHRE KNIE BEUGEN VOR DEM NAMEN JESU UND JEDER MUND BEKENNT: JESUS CHRISTUS IST DER HERR. PHILIPPER 1. VERS 6 – 11."

Die sechs Henkel der Glockenkrone im Uhrzeigersinn

  1. Europa: Gelehrter zeigt ein Buch mit der Aufschrift: "SOLUS CHRISTUS"
    Übersetzung: Allein Christus

  2. Amerika: Indianer mit geöffnetem Mund zeigt ein Schild mit der Aufschrift: "We shall overcome"
    Übersetzung: Wir werden es überwinden
  3. Australien: Aborigine in rufender Haltung
  4. Eichsfeld: Frau in Eichsfelder Tracht zeigt auf einer Tafel den Namen der Stifterin der Glocke
  5. Afrika: Afrikaner mit offenen, empfangenden Händen
  6. Asien: Asiatin mit geschlossenen Händen in grüßender Haltung

Relief auf der Vorderseite (Westen)

Kreuzigungsgruppe

Relief auf der Rückseite (Osten)

Christus Salvator mit Schriftzug: "SOLI DEO GLORIA"
Übersetzung: Allein Gott zur Verherrlichung

Die Dominica in der Glockenstube des Nordturmes.

Relief des Heiligen Martin von Tours.

Rückansicht der Dominica mit der Karte des Eichsfeldes.

Eichsfeldkarte mit Inschrift aus dem Epheserbrief.

Wolm: Heiliger Cyriakus.

Wolm: Heiliger Servatius.

Wolm: Heiliger Laurentius.

Schulter: Silhouette der Basilika Sankt Cyriakus.

Glockenkrone: Siegel der Propsteipfarrei Sankt Cyriakus.

Schulter: Silhouette der evangelisch-lutherischen Pfarrkirche Sankt Servatius.

Glockenkrone: Siegel der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Sankt Servatius.

Blick auf Schulter und Glockenkrone der Dominica mit den Abbildungen von Stadtwappen und Rathaus.

Schulter: Silhouette Rathaus der Stadt Duderstadt.

Glockenkrone: Stadtwappen der Stadt Duderstadt.

Blick aus dem Nordturm der Basilika auf die Marktstraße.

Glocke 2 | Dominica (Ökumene-/Eichsfeldglocke)

„EIN GOTT UND VATER ALLER, DER ÜBER ALLEM UND DURCH ALLES UND IN ALLEM IST” — Aus der Inschrift

Schlagton (Nominal): c¹ -9
Gewicht: 2.900 kg
Durchmesser: 1.670 mm
Gussdatum: 2. September 2011
Glockenweihe: 2. Oktober 2011
Gießer: Glockengießerei Bachert, Karlsruhe
Material: Bronze
Aufhängungsort: Nordturm
Konstruktion: Holzjoch mit Kopfholz (2011)
Funktion: Sonntagsglocke

Gestaltung der Dominica

Beschreibung

Die Gestaltung der Dominica oblag ebenfalls Dekan i. R. Dieter Eisenhardt. Die Inschriften und Symboliken dieser Glocke sollen die Einheit der Christen aufgreifen. Diese Glocke wurde von der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Sankt Servatius mitfinanziert. Die Inschrift auf der Flanke, welche eingebettet ist in eine Karte des Eichsfeldes, die mit einer angedeuteten Grenze durchzogen ist, verweist auf das, was die Konfessionen verbindet. Gleichzeitig wird die angedeutete Grenze durch das Wort Gottes überwunden. Das Wort Gottes überwindet demnach staatliche und konfessionelle Grenzen. Das siebenmalige „ein” wurde in der Inschrift bewusst hervorgehoben dargestellt. 

Auf der Vorderseite der Glockenflanke aufgegossen ist ein Relief des Heiligen Martin von Tours (Schutzpatron des Eichsfeldes). Diese Abbildung lehnt sich an die Darstellung im Tympanon des Nordportals der Kirche Sankt Martin in Heilbad Heiligenstadt an. Der Heilige Martin erinnert an die ursprüngliche Zugehörigkeit des Eichsfeldes zum ehemaligen Erzbistum Mainz. Auf der Rückseite findet sich die Karte des Eichsfeldes mit der Inschrift aus dem Epheserbrief.

Die Henkel der Glockenkrone zeigen das Stadtwappen der Stadt Duderstadt, sowie die Siegel der Propsteipfarrei Sankt Cyriakus und der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Sankt Servatius. Auf der Schulter finden sich, eingebettet in das stilisierte Mauerwerk der Stadtmauer, die Silhouetten der Kirchen Sankt Cyriakus und Sankt Servatius sowie des Rathauses wieder. Oberhalb des Wolmes befinden sich die Bildnisse der Heiligen Cyriakus, Servatius sowie Laurentius (Stadtpatron) in einem Wellband eingefasst. Diese Darstellungen entsprechen den jeweiligen Schlusssteinen im Gewölbe der Basilika. Der Schlusstein des Heiligen Cyriakus befindet sich im Gewölbe des Hohen Chores, die der Heiligen Laurentius und Servatius im Langhaus der Basilika. Das Wellenband symbolisiert einerseits das Sakrament der Taufe und andererseits die Gewässer, die die Stadt Duderstadt um- und durchfließen: Sulbig, Brehme und Hahle. 

Die drei Henkel der Glockenkrone im Uhrzeigersinn

  1. Stadtwappen der Stadt Duderstadt 
  2. Siegel der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Sankt Servatius
  3. Siegel der Propsteipfarrei Sankt Cyriakus

Die Schulterzier im Uhrzeigersinn

Umlaufend: Stilisiertes Mauerwerk der Stadtmauer

  1. Silhouette des Rathauses
  2. Silhouette der Kirche Sankt Servatius
  3. Silhouette der Basilika Sankt Cyriakus

Relief auf der Vorderseite (Westen)

Heiliger Martin von Tours, Schutzpatron des Eichsfeldes mit Schriftzug auf der Schwertscheide: „INTER ARMA CARITAS”
Übersetzung: Barmherzigkeit zwischen den Waffen

Relief auf der Rückseite (Osten)

Eichsfeldkarte mit angedeuteter Grenze und eingefasster Inschrift: „EIN LEIB UND EIN GEIST, EINE GEMEINSAME HOFFNUNG, EIN HERR, EIN GLAUBE, EINE TAUFE, EIN GOTT UND VATER ALLER, DER ÜBER ALLEM UND DURCH ALLES UND IN ALLEM IST.” EPHESER 4.4 – 6.”

Die Wolmzier im Uhrzeigersinn

  1. „LAURE [Relief des Heiligen Laurentius] NTIUS”
  2. „SERV [Relief des Heiligen Servatius] ATIUS”
  3. „CYRI [Relief des Heiligen Cyriakus] AKUS”

 

Marienglocke in der Glockenstube des Nordturmes.

Inschrift und Relief auf der Marienglocke.

Relief der Marienglocke mit Verweis auf das Heilige Jahr 1950.

Historisches Holzjoch von Jauck aus dem Jahre 1861.

Glocke 3 | Marienglocke 

„GEGRÜßET SEIST DU MARIA, VOLL DER GNADE.” — Aus der lateinischen Inschrift

Schlagton (Nominal): es¹ -8
Gewicht: 1.650 kg
Durchmesser: 1.391 mm
Gussdatum: 28. April 1951
Glockenweihe: 3. Mai 1951
Gießer: Glockengießerei Otto, Bremen-Hemelingen
Material: Bronze
Aufhängungsort: Nordturm
Konstruktion: Historisches Holzjoch mit Kopfholz von G. A. Jauck (1861)
Funktion: Sterbeglocke

Gestaltung der Marienglocke

Beschreibung

Die Gestaltung der fünf Otto-Glocken ist schlicht gehalten. So befindet sich neben der Inschrift auf der Schulter der Marienglocke, auf der Glockenflanke ein Relief, das Maria als Königin mit Jesuskind auf dem Arm darstellt. Im Relief wird zudem auf das Heilige Jahr 1950 hingewiesen, das dem Frieden galt. Zum Abschluss der Jahresfeierlichkeiten definierte Papst Pius XII. das Dogma der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel, der Königin des Friedens. 

Inschrift auf der Schulter (Westen)

"AVE MARIA. GRATIA PLENA. ORA PRO NOBIS ET PRO DEFUNCTIS."
Übersetzung: Gegrüßet seist du Maria, voll der Gnade. Bitte für uns und für die Toten.

Inschrift auf der Flanke (Westen)

"REGINA [Relief der Gottesmutter mit Kind] PACIS
ANNO 1950 SANTO"
Übersetzung: Königin des Friedens. Im Heiligen Jahr 1950

Cäcilienglocke.

Zier und Inschrift der Cäcilienglocke.

Relief der Heiligen Cäcilia.

Rückseite der Cäcilienglocke.

Glocke 4 | Cäcilienglocke

„CÄCILIA, DEIN JUNGFRÄULICHES HERZ SINGE NUR FÜR GOTT." — Aus der lateinischen Inschrift

Schlagton (Nominal): f¹ -7
Gewicht: 1.150 kg
Durchmesser: 1.238 mm
Gussdatum: 28. April 1951
Glockenweihe: 3. Mai 1951
Gießer: Glockengießerei Otto, Bremen-Hemelingen
Material: Bronze
Aufhängungsort: Südturm
Konstruktion: Holzjoch (1951)
Funktion: Zeichenglocke

Gestaltung der Cäcilienglocke

Beschreibung

Auch die Cäcilienglocke ist schlicht in ihrer Gestaltung. Die Glockenzier besteht hier aus einer Inschrift auf der Schulter sowie einem Relief der Heiligen Cäcilia, Patronin der Kirchenmusik, die mit der Orgel in der Hand dargestellt ist. Auf der Rückseite der Glockenschulter befindet, wie auf allen fünf Otto-Glocken, das Gießerzeichen der Glockengießerei Otto. 

Vorderseite

"GEWIDMET VOM KATHOLISCHEN MÄNNERGESANGVEREIN CÄCILIA
SANCTA CÄCILIA, ORA PRO NOBIS
[Relief der Heiligen Cäcilia mit Orgel]
CÄCILIA VIRGO CORDE SUO SOLI DEO DE CANTABAT."
Übersetzung: Heilige Cäcilia, bitte für uns [Relief] Cäcilia, dein jungfräuliches Herz singe nur für Gott.

Rückseite

"DUDERSTADT MCMLI.I."
Übersetzung: Duderstadt 1951

Josephsglocke.

Zier und Inschrift der Josephsglocke.

Relief des Heiligen Joseph.

Rückseite der Josephsglocke.

Glocke 5 | Josephsglocke

„GEWÄHRE UNS DIE MÖGLICHKEIT DER FÜRSPRACHE.” — Aus der lateinischen Inschrift

Schlagton (Nominal): g¹ -7
Gewicht: 800 kg
Durchmesser: 1.106 mm
Gussdatum: 28. April 1951
Glockenweihe: 3. Mai 1951
Gießer: Glockengießerei Otto, Bremen-Hemelingen
Material: Bronze
Aufhängungsort: Südturm
Konstruktion: Holzjoch (1951)

Gestaltung der Josephsglocke

Beschreibung

Die Verzierung der Josephsglocke besteht aus einer Inschrift auf der Glockenschulter, die von einem Relief des Heiligen Joseph mit seinem Attribut, einer Axt, unterbrochen wird. Auf der Rückseite findet sich das Glockengießerzeichen der Glockengießerei Otto. 

Inschrift auf der Schulter

"POSSIBILITAS NOSTRA
INTERCESSIONE DONETUR. DUDERSTADT MCMLI.I
[Relief des Heiligen Joseph mit Axt]
SANCTUS JOSEPH ECCLESIAE UNIVERSALIS ET OPERARIORUM PATRONUS."
Übersetzung: Das, was unsere Kräfte nicht selbst erlangen, möge uns durch seine Fürsprache geschenkt werden. [Anm.: Die beiden ersten Zeilen sind ein Ausschnitt aus einer Oration der Messe zu Ehren des Heiligen Joseph, 1845]. Duderstadt 1951 [Relief] Heiliger Joseph, Patron der ganzen Kirche und der Arbeiter.

Inschrift und Zier der Franciscusglocke.

Relief des Heiligen Franciscus Xaverius.

Rückseite der Franciscusglocke.

Gießerzeichen von Otto, Bremen-Hemelingen.

Glocke 6 | Franciscusglocke
(Franciscus Xaverius)

„GOTT, GIB MIR SEELEN!” — Aus der lateinischen Inschrift

Schlagton (Nominal): as¹ -7
Gewicht: 700 kg
Durchmesser: 1.040 mm
Gussdatum: 28. April 1951
Glockenweihe: 3. Mai 1951
Gießer: Glockengießerei Otto, Bremen-Hemelingen
Material: Bronze
Aufhängungsort: Südturm 
Konstruktion: Holzjoch (1951)

Gestaltung der Franciscusglocke

Beschreibung

Die Gestaltung der Franciscusglocke besteht aus einer Schulterinschrift, die von einem Relief des Namenspatrons der Glocke durchbrochen wird. Der Heilige Franciscus Xaverius wird in der Kunst mit einem Kreuz und einem Stab in der Hand dargestellt.

Inschrift auf der Schulter

"DUDERSTADT MCMLI.I
TIBI CARITATE CONIUNGE! MENTES NOSTRAS EIUS INTERCESSIONE
SANCTUS FRANCISCUS.
[Relief des Heiligen Franciscus Xaverius mit Kreuz und Stab]
DOMINE, DA MIHI ANIMAS! -"
Übersetzung: Duderstadt 1951 | Verbinde auf seine Fürsprache hin unsere Seelen mit deiner Liebe. Heiliger Franciscus. [Relief] Gott gib mir Seelen. [Anm.: Hierbei handelte es sich um einen Stoßseufzer des Heiligen Franz Xaver bei seiner Missionsreise nach Indien und Japan.]

Evangelienglocke im Chordachreiter.

Inschrift der Evangelienglocke (1922).

Neues Holzjoch (2011) der Evangelienglocke.

Evangelienglocke (Heiliger Johannes Baptist).

Blick aus dem Chordachreiter auf die Türme der Basilika. Im Hintergrund der Turm der evangelischen Kirche St. Servatius.

Glocke 7 | Evangelienglocke
(Johannes Baptist)

„HEILIGER JOHANNES DER TÄUFER, BITTE FÜR UNS” — Aus der lateinischen Inschrift

Schlagton (Nominal): f² +3
Gewicht: 140 kg
Durchmesser: 589 mm
Gussdatum: 1922
Glockenweihe: Datum unbekannt
Gießer: Glockengießerei Otto, Bremen-Hemelingen
Material: Bronze
Aufhängungsort: Chordachreiter
Konstruktion: Holzjoch mit Kopfholz (2011) 
Funktion: Evangelien- und Taufglocke

Gestaltung der Evangelienglocke

Beschreibung

Diese Glocke ist die älteste Läuteglocke der Basilika. Ihre Gestaltung ist sehr schlicht gehalten. Neben der Inschrift befinden sich auf ihr drei Zierbänder: Zwei umschließen die Inschrift unterhalb der Schulter und ein drittes den Wolm.

Inschrift auf der Schulter

"+ 1922 + Sancte Johannes Baptista, ora pro nobis."
Übersetzung: 1922 + Heiliger Johannes der Täufer, bitte für uns.
"+ Diese Glocke ist ein Geschenk von Gebrüder Otto Hemelingen."


Geläutepräsentation

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Historischer Überblick

Glockengeschichte der Basilika (1250 bis 1865)

Um 1250

Eine alte Glocke, die für die Cyriakuskirche gegossen wurde und im 17. Jahrhundert im Tausch gegen papistisches Kirchengerät nach Gottsbüren gelangte, verrät auf ihrer Inschrift, dass sie von der Bürgerschaft Duderstadts gestiftet wurde. Durch ihre Form und ihr Zierrat ist es möglich sie auf die Zeit um 1250 zu datieren. Sie dient heute in der evangelischen Wallfahrtskirche in Gottsbüren als Uhrglocke. Denkbar ist, dass sie in Duderstadt als Sterbeglocke gedient hatte und aufgrund der häufigen Todesfälle während der Pestepedemien nicht mehr geläutet und damit überflüssig wurde. Das Hin- oder Ausläuten der Verstorbenen wurde in vielen Städten bei Epedemien eingestellt, um die Bevölkerung nicht täglich zusätzlich zu beunruhigen.

1367

Der älteste überlieferte Glockenguss für die heutige Basilika Sankt Cyriakus erfolgte am 18. Juni 1367 durch den Erfurter Gießer Johannes von Usleve. Er goss die Vesperglocke (c'), die beim großen Brand 1852 verloren ging. Es ist davon auszugehen, dass dieser Guss direkt auf dem Vorplatz der Cyriakuskirche erfolgte, da in damaliger Zeit ein schwerer Transport über lange Strecken kaum möglich war.

1782

erfolgte durch den Glockengießer H. L. Behrens in Göttingen der Umguss der Evangelienglocke.

1803

schrieb der Historiker und Jesuit Johann Wolf in seiner Beschreibung der Stadt Duderstadt über das Hauptgeläut der Cyriakuskirche, dass die fünf dazu gebrauchten Glocken „ungemein gut zusammen stimmen”.  Es setzte sich aus der Bet-, Vesper-, Neunuhr-, Siebenuhr- und Messglocke (letztere auch Bimmel genannt) zusammen, wie es aus alten Beschreibungen hervorgeht.

1852

Bei einem verheerenden Stadtbrand, der am Abend des 19. Septembers 1852 in einem Nebengebäude an der Hinterstraße ausbrach, fingen auch das Kirchendach und die Türme der Cyriakuskirche Feuer. Insgesamt acht Glocken (davon zwei Uhrglocken) fielen dem großen Brand zum Opfer. 

1853/73

Ein Jahr nach der Brandkatastrophe goss Christian Heinrich Carl Stützer, Glockengießer und Spritzenfabrikant in Benneckenstein, eine neue Evangelienglocke für den wiedererichteten Chordachreiter. Diese Glocke musste 1873 durch einen Neuguss ersetzt werden, da sie gesprungen war.

1861

In der Leipziger Glocken- und Kunstgießerei G. A. Jauck wurden vier neue Glocken (fis° a° cis¹ fis¹) für die Cyriakuskirche gegossen. Die große Glocke (Bet- und Sturmglocke) war mit über 100 Zentnern (etwa 5095 Kilogramm) die größte Glocke, die jemals in dieser Gießerei gegossen wurde. In beiden Türmen wurden zuvor große Eichenholz-Glockenstühle mit einer hohen Unterkonstruktion errichtet, die noch heute bestehen.

1865

Der Bochumer Verein für Bergbau und Gußstahlfabrikation (BVG) lieferte zwei Uhrschlagglocken (cis² fis²) aus Stahl, die bis heute in den beiden nach dem Brand neu errichteten Turmspitzen des Westwerks hängen.

Glockengeschichte der Basilika (1866 bis heute)

1917

Vom 26. bis 31. Juli 1917 erfolgte die Demontage der drei großen Glocken sowie der Evangelienglocke, da sie der Rüstungsindustrie für den Ersten Weltkrieg zugeführt werden mussten. Die großen Glocken wurden noch im Turm für den Abtransport zerstört. Die kleinste Jauck-Glocke (fis¹) konnte im Südturm verbleiben. Sie wurde allerdings 1923 vom Glockengießer Otto bei der Beschaffung neuer Glocken in Zahlung genommen und ebenfalls eingeschmolzen

1922

Schenkung der neuen Evangelienglocke durch die Glockengießerei der Gebrüder Otto aus Bremen-Hemelingen. Die Gründer der Gießerei, Carl und Franz Otto, stammen aus Duderstadt.

1923

wurden in der Gießerei Otto die vier kleineren Glocken (es¹ f¹ g¹ as¹) von der insgesamt sechsstimmig geplanten Disposition gegossen. Am 30. Oktober läuteten sie das erste Mal.

1931

erfolgte am 29. Oktober der Guss der beiden großen Glocken (as° c¹), ebenfalls bei Otto in Hemelingen. Die Weihe nahm der Hildesheimer Bischof Nikolaus Bares am 24. November 1931 vor.

1942

wurden vom 2. bis 5. August diese sechs Glocken ebenfalls für Rüstungszwecke aus den Türmen geholt. Die Evangelienglocke verbleib als einzige läutbare Glocke im Chordachreiter.

1951

Am 28. April 1951 wurden vier neue Glocken (es¹ f¹ g¹ as¹) in der Glockengießerei Otto in Bremen-Hemelingen gegossen. Die Glockenweihe erfolgte am 3. Mai durch den Duderstädter Propst und Domkapitular Franz Ernst. 

2009

Zur Wiederbeschaffung der noch fehlenden großen Glocken (as° c¹) gründete sich am 7. Dezember 2009 ein Glockenbauverein, der das Projekt durch großzügige Spenden schon 2011 erfolgreich umsetzen konnte.

2011

Am 26. August 2011 erfolgte in der Karlsruher Glockengießerei Bachert der Guss der größten Glocke der Basilika, der Gloriosa (Christusglocke, Nachfolgerin der Betglocke)). In der selben Gießerei entstand einige Tage später, am 2. September 2011, die Dominica (Ökumene- und Eichsfeldglocke, Nachfolgerin der Vepserglocke). Letztere wurde am 23. September 2011 im Anschluss an eine marianische Pontifikalvesper an der Wallfahrtskapelle Etzelsbach durch Papst Benedikt XVI. eigens gesegnet. Die festliche Weihe beider Glocken nahm dann am 2. Oktober 2011 der Hildesheimer Diözesanbischof Norbert Trelle vor. Erstmals erklang das volle Geläut aller Glocken am 11. November 2011, dem Festtag des Heiligen Martin, dem Schutzpatron des Eichsfelds.


Glockenbestände der Basilika

Glockenbestand der Basilika bis 1852

Bestand bis 1852

 

NameGussjahrGießerDurchmesser (mm)Gewicht (kg)NominalAnmerkungen
1Bethglocke unbekannt  Nordturm
2Vesperglocke1367Johannes von Usleve, Erfurt  Nordturm
3Neunuhrglocke unbekannt   Nordturm
4Siebenuhrglocke unbekannt   Nordturm
5Stimm-/Messglocke unbekannt   Dachreiter Westbau
6

Evangelienglocke

1782H. L. Behrends, Göttingen   Dachreiter Chor
7

Große Uhrglocke

 unbekannt   Nordturmhelm
8Kleine Uhrglocke unbekannt   Nordturmhelm

Glockenbestand der Basilika von 1861 bis 1917

Bestand von 1861 bis 1917

 

NameGussjahrGießerDurchmesser (mm)Gewicht (kg)NominalAnmerkungen
1Maria/Bethglocke1861Jauck, Leipzig2.2005.095fis°Südturm
2Laurentius/Vesperglocke1861Jauck, Leipzig1.7602.840Nordturm
3Cyriakus1861Jauck, Leipzig1.4001.460cis¹Nordturm
4Christus1861

Jauck, Leipzig 

1.050614fis¹Südturm
5Evangelienglocke1853/1873Stützer, Benneckenstein600139Dachreiter Chor
I

Stundenglocke

1865Weule, Bockenem800 cis²Eisenhartguss
II

Viertelstundenglocke

1865Weule, Bockenem570 fis²Eisenhartguss

Glockenbestand der Basilika von 1931 bis 1942

Bestand von 1931 bis 1942

 

NameGussjahrGießerDurchmesser (mm)Gewicht (kg)Nominal (16tel)Anmerkungen
1Dreifaltigkeitsglocke1931Otto, Hemelingen2.0806.400g° +3Südturm
2Regina Martyrum1931Otto, Hemelingen1.6003.250h° +2Nordturm 
3Maria1923Otto, Hemelingen1.3501.650es¹Nordturm
4Cäcilia1923

Otto, Hemelingen 

1.2001.150Südturm
5Joseph1923Otto, Hemelingen1.100800Südturm
6Franciscus Xaverius1923

Otto, Hemelingen

1.000700as¹Südturm
7Evangelienglocke1922Otto, Hemelingen589140Dachreiter Chor
I

Stundenglocke

1865Weule, Bockenem800 cis²Eisenhartguss
II

Viertelstundenglocke

1865Weule, Bockenem570 fis²Eisenhartguss
        

Glockenbestand der Basilika seit 1951/2011

Bestand seit 1951/2011

 

NameGussjahrGießerDurchmesser (mm)Gewicht (kg)Nominal (16tel)TurmAnmerkungen
1Gloriosa/Christusglocke (Nachfolgerin der Betglocke)2011Bachert, Karlsruhe2.0905.686as° -6SüdHauptgeläut
2

Dominica/Ökumeneglocke (Nachfolgerin der Vesperglocke)

2011Bachert, Karlsruhe1.6702.900c¹ -9NordHauptgeläut
3Maria1951Otto, Hemelingen1.3911.650es¹ -8NordHauptgeläut
4Cäcilia1951

Otto, Hemelingen 

1.2381.150f¹ -7SüdHauptgeläut
5Joseph1951Otto, Bremen-Hemelingen1.106800g¹ -7SüdHauptgeläut
6Franciscus Xaverius1951Otto, Hemelingen1.040700as¹ -7SüdHauptgeläut
7Evangelienglocke/Johannes Baptist1922Otto, Hemelingen589140f² +3Chordachreiter 
I

Stundenglocke

1865Weule, Bockenem800 cis²Spitze SüdEisenhartguss
II

Viertelstundenglocke

1865Weule, Bockenem570 fis²Spitze NordEisenhartguss

Teilmotive der Glocken (Auswahl)


Weitere Informationen

Glocken in Presse und Medien