Ort und Kirche nutzen das Pfarrheim künftig zusammen
Land Niedersachsen trägt Großteil der Sanierungskosten
Das Tiftlingeröder Pfarrheim St. Nikolaus steht nun offen für alle. Am vergangenen Wochenende ist das sanierte und um einen Anbau erweiterte Gebäude feierlich eröffnet worden.
Die katholische Pfarrgememeinde St. Cyriakus, zu der Tiftlingerode gehört, und die Stadt Duderstadt wollen das Gebäude an der Kaplan-Müller-Straße künftig gemeinsam nutzen. Die Idee dazu stammt vom früheren Ministerpräsidenten David McAllister (CDU). Ihm hatte im Jahr 2012 Ortsbürgermeister und Kolpingbruder Gerd Goebel (CDU) vom feuchten Keller, den sanierungsbedürftigen Toiletten und dem zu kleinen Saal des heute knapp 40 Jahre alten Gebäudes berichtet.
„Wir haben die Idee im Zuge des Dorfentwicklungsprogramms aufgegriffen“, sagte Duderstadts Bürgermeister Thorsten Feike (FDP). „Die Kirche muss sich viel mehr als bisher zur Gesellschaft öffnen, um nicht bedeutungslos zu werden“, erklärte der Baudirektor des Bistums Hildesheim, Norbert Kesseler. Er hatte sein Wanderwochende im Kaufunger Wald unterbrochen, um bei der Eröffnung dabei zu sein.
19 Monate dauerte die Planung für das 700.000 Euro teure Projekt. Der Förderbescheid des Landes über 400.000 Euro ging im Mai 2018 ein. Das Bistum trägt 105.000 Euro, die Pfarrgemeinde 50.000 Euro. Die Stadt Duderstadt steuert 70.000 Euro bei, der Ortsrat des 925-Einwohner-Dorfs weitere 36.000 Euro. Weiteres Geld kam von Sponsoren.
Im Keller des Gemeindezentrums befindet sich nun der Jugendraum des Orts. Er verfügt über eigene Toiletten, die sich bei Veranstaltungen auf der großen Wiese nebenan mitnutzen lassen. Der Anbau besitzt eine Glasfront, die sich komplett zur Terrasse öffnen lässt.
Beispielhaft für Landesentwicklung
„Trotz voller Auftragsbücher führten die Baufirmen die Arbeiten innerhalb von zehn Monaten durch“, hob Architekt Gregor Bringmann hervor. Bürger halfen. Zur Bauschlussreinigung rückten sie mit eigener Ausrüstung an.
„Richtig Spaß gemacht“ habe das Projekt, sagte Andreas Ochmann vom Amt für regionale Landesentwicklung. Niedersachsen wolle dem ländlichen Raum mit dem Dorfentwicklungsprogramm eine Zukunft geben, erläutere der Landtagsabgeordnete Thomas Ehbrecht (CDU). In Tiftlingerode gelinge das „beispielhaft“, betonte Ochmann. Der Landkreis werde im Gemeindezentrum künftig Kulturveranstaltungen ausrichten, kündigte der zuständige Kreisrat Marcel Riethig an.
Von einer „Wohlfühloase“ sprach Dechant Wigbert Schwarze. Der gebürtige Eichsfelder hat früher als Jugendseelsorger in Tiftlingerode gearbeitet. Das Projekt habe Pilotcharakter im Bistum, betonte Baudirektor Kesseler. Die Diözese wolle solche Projekte auch in anderen Städten und Gemeinden umsetzen. Im katholisch geprägten Eichsfeld sei das aufgrund enger Kontakte zwischen Kirche und Politik einfacher als in anderen Regionen.
Der Teenie-Chor Tiftlingerode sang während der Feier Lieder aus dem Musical „Waldzauber“ seiner Chorleiterin Melanie Scholz. Der Abend endete mit einem gemeinsamen Schlachteessen. Bauer Heinz Wüstefeld hatte ein Schwein gestiftet. Zum Tag der offenen Tür am Sonntag kamen erneut 300 Gäste.
Michael Caspar