Überpfarrlicher Personaleinsatz
"Aber hier, wie überhaupt, kommt es anders als man glaubt."
(Ein Statement von Propst Bernd Galluschke)
So hat es, liebe Leserinnen und Leser, Wilhelm Busch im Gedicht „Plisch und Plum“ geschrieben.
Vor ein paar Monaten hatte Domkapitular Martin Wilk erklärt, dass der sogenannte überpfarrliche Personaleinsatz (ÜPE) für das ganze Bistum im Jahr 2025 geplant sei, aber auch in absehbarer Zeit kommen könnte – aber es kommt noch anders, als Martin Wilk und wir alle geglaubt haben!
Durch die Versetzung von Pfarrer Kreye (Seulingen) zum 1.2.2019 greift der überpfarrliche Einsatz für uns viel schneller als geglaubt.
Was heißt das überhaupt, werden Sie sich fragen!
Konkret bedeutet ÜPE für die Hauptamtlichen (Priester, Gemeindereferentin), dass sie ab dem 1.2.19 gemeinsam für die Pfarrei Seulingen UND Duderstadt zuständig sind. Anders ausgedrückt: die Priester und die Gemeindereferentin, die bisher in Duderstadt tätig waren, sind nun auch für Seulingen und die dazugehörigen Kirchorte der Pfarrei zuständig und der Vikar aus Seulingen auch in den Orten, die zu Duderstadt gehören.
Für uns Hauptamtliche bedeutet dies eine große Veränderung unserer Rollen, denn mit einem Priester weniger können wir nicht alles so aufrecht erhalten, wie Sie und wir es bisher gewohnt waren. Und das ist ja noch nicht das Ende, denn demnächst – was immer das auch heißt - kommt dann die Pfarrei Nesselröden auch noch dazu, bei gleichzeitiger Reduzierung eines weiteren Priesters.
Ich hoffe, dass Sie auch diesen Weg mit uns mitgehen, wenn wir Gewohntes der neuen Situation anpassen müssen (Rhythmus und Wechsel der Sonntagsmessen, Reduzierung der Sondergottesdienste, Zusammenfassung von Erstkommunionfeiern, Taufen usw.).
Viele Wünsche werden nicht mehr so erfüllbar sein wie bisher und es wird dabei vermutlich auch herbe Enttäuschungen geben. Glauben Sie nur nicht, dass dies für mich und uns mit Freude behaftet ist, denn eine Umstellung von Gewohnheiten macht nicht nur Freude und kein Mensch liebt wirklich Veränderungen. Und keiner von uns ist mit dem Ziel angetreten, Menschen zu enttäuschen.
Vor allem aber ist die zusätzliche Begleitung im Team für die Pfarrei Seulingen mit ihren 6 Ortschaften, wie gesagt, ja erst der Anfang. Der Aktionsraum wird größer. Wie so oft ahnt man ja, dass sich etwas grundlegend verändert. Zuerst ist es noch weit weg, doch plötzlich ... da wird mancher aufbegehren und erschrocken sein.
Was ist deshalb besonders wichtig in der kommenden Zeit?
Kommunikation und immer wieder Kommunikation - wir müssen miteinander reden und uns austauschen über Freud und Leid, über Enttäuschungen und Glückserfahrungen und über all das, was für uns trotzdem ein Segen ist.
Was ist noch wichtig?
Das Vertrauen darauf, dass Einheit in Vielfalt geht, dass es jede und jeder gut meint und dass sich alle bemühen, über den Tellerrand des eigenen Ortes hinweg zu denken!
Und was noch?
Die Bereitschaft, Liebgewordenes loszulassen – und es nicht gegen „die anderen zu verteidigen“. Damit geht es auch um einen Trauerprozess.
Seien Sie trotzdem versichert, dass wir mit Zuversicht die neue Situation gestalten können und wollen, auch wenn es nicht gleich für alle Fragen eine Lösung gibt, auch wenn manche Enttäuschung entstehen wird.
Aber gemeinsam – das geht eben nicht ohne jede und jeden von Ihnen - werden wir die neue Herausforderung annehmen und gemeinsam Kirche gestalten. Gott hat seine Kirche noch nie allein gelassen.Benötigt wird allerdings von uns allen viel guter Wille, Verständnis, positives Denken und ein offener Blick dafür, wo das Reich Gottes in unseren Sozialräumen (oft ganz still und unbemerkt) wächst und ein Segen für die Menschen ist.
Ich freue mich, wenn wir diese SegensOrte in den nächsten Monaten entdecken und die Charismen, d.h. die besonderen Kennzeichen und Schwerpunkte des Lebens der unterschiedlichen Dörfer und Orte, fördern.
Es gibt eine spannende Zukunft, wenn wir aus den Besonderheiten aller Dörfer wie aus Mosaiksteinchen ein buntes Bild der Vielfalt zusammensetzen. So kann ein lebendiges Bild von Kirche heute entstehen!
Seit dem 01.02.2019 begrüßen wir die Pfarrei Seulingen mit ihren Kirchorten - das kann für alle zum Segen werden - denn in der Nachbarschaft gibt es viele Gaben und Schätze zu entdecken. Da tut sich eine katholische Vielfalt auf – vielleicht anders als man glaubt. Aber schön!
Ihr Propst Bernd Galluschke